Von der Schaubude zum Filmpalast

Das Kino debütiert als „Kino der Attraktionen“ – die Leute sollen staunen. Filme werden auf dem Jahrmarkt, in umgebauten Hinterzimmern, Varietés und Vergnügungsparks gezeigt. Findige Geschäftsleute, wie die Wienerin Josefine Kirbes, kaufen sich einen Lumière-Cinématographen und drehen ihre Filme selbst. Nachdem Kirbes in ihrer Praterhütte 1896 erstmals „Lebende Bilder“ präsentiert, entwickelt sich in dem Vergnügungspark eine lebhafte Kinoszene.

Kino Klein im Wiener Prater
Kino Klein im Wiener Prater (Quelle: Wienmuseum/Birgit und Peter Kainz)

Wo früher Karusell und Geisterbahn Platz hatten, locken jetzt Schaubuden mit kurzen Filmen. Es gibt keine festen Vorführzeiten. Marktschreier:innen wetteifern um das neugierige Publikum, das kommt und geht, wie es ihm passt.

Das neue Medium verheißt ein gutes Geschäft. Auf der ganzen Welt schießen Abspielstätten aus dem Boden. In Europa sind Ladenkinos, in den Vereinigten Staaten Nickelodeons populär. Der Eintritt ist spottbillig: für 5-Cent – einen Nickel – kann sich jede:r den Besuch leisten.

Ticketpreise: Ein Nickel (5 Cent) wären heute 1,55 Dollar. Stell dir vor, ein Kinoticket kostet 1,31 Euro. Wie oft würdest du ins Kino gehen?

Weder in Europa noch in Nordamerika halten sich die improvisierten Kinos lange. Die Filme werden aufwendiger, das Publikum wird anspruchsvoller, die Eintrittspreise steigen. Ladenkinos und Nickelodeons schließen oder werden zu Kinosälen ausgebaut, die bald zu ungeahnter Größe wachsen…

Filmbetrachter:innen: Künstliche Realitäten

Das Kinetoskop konnte kurze Filmstreifen in einer Endlosschleife abspielen.

Ganz andere Pläne hatte die Edison-Company: Sie zeigt ihre Filme an Münzgeräten ab 1893 in Endschlosschleife.

Ähnlich wie bei modernen VR-Brillen tauchen die Betrachter:innen allein in die künstliche Wirklichkeit ein.

Die Idee setzt sich nicht durch. Das Kinetoskop wird schnell vom Kino verdrängt.

Ein VR-Headset kann stereoskopische Bilder auf zwei Monitoren abspielen.

Weitere Bildquellen
– Zeitungsausschnitt „Viel Geld“: Anzeige im „Komet“, 25.07.1896: Massenmedien
– Wien 2, Prater, 1930, Blick von erhöhtem Standort auf Kino Busch mit Passanten: Österreichische Nationalbibliothek
– Comet Theater: Unknown Author, The New York Times photo archive/Wikimedia Commons
– Auditorium Theatre in Toronto: William James creator QS:P170,Q7340632/Wikimedia Commons
– Anzeige Gaumont-Palace: Wikimedia Commons
– Kinetoskop: Wikimedia Commons
– VR-Brille: pixabay

Weitere Quellen
– Ein Nickel = 0,5¢ (1900) = 1,55$ (2020) = 1,31€ (2020)