Die goldene Ära

In den wilden Zwanzigern modernisiert sich die Welt rasant: Autos, Telefone, Radios und andere neue Technologien halten im Alltag Einzug. Frauen ergreifen Berufe, gehen wählen – und tragen plötzlich „Bubikopf“ und knielange Kleider. Jazz und Charleston sind angesagt. Eine Massenkultur entsteht – und mittendrin: der Film!

In den Großstädten sind Kinos nicht mehr wegzudenken: Rund 350 sind es Mitte der Zwanziger allein in Berlin. Die Deutschen gehen fast viermal häufiger in die Lichtspielhäuser als heute – 1927 werden insgesamt rund 350 Millionen Besuche gezählt. Ein Feierabend oder Wochenende ohne Kino? Für viele undenkbar.

Und weil das Kino inzwischen Unterhaltung und Hochkultur verbindet, erfasst die Filmbegeisterung auch alle sozialen Schichten: Der Bankdirektor träumt im Premierenpalast, der Verkäufer im Nachspielkino von Abenteuern in der Ferne. Für viele wird die Leinwand zum Fluchtpunkt in einem Alltag, der nicht selten von Armut, Enge und Unsicherheit geprägt ist.

Der nächtlich beleuchtete UfA Palast am Zoo, ca. 1929 (Quelle: bpk/Kunstbibliothek, SMB/Arthur Köster)

Der Film hat sich zur universellen Erzählkunst entwickelt. Die neue Supermacht des Kinos heißt USA. Western, Komödien, Abenteuerfilme und Romanzen aus Hollywood elektrisieren die Massen. Die Traumfabrik liefert Stars und packende Geschichten, die rund um den Globus verstanden werden.

Die Dominanz aus Hollywood spornt auch andere Kinonationen zu Höchstleistungen und aufregenden Experimenten an – in der Sowjetunion, in Deutschland und vielen anderen Ländern erlebt das Kino als visuelle Unterhaltungskunst sein goldenes Jahrzehnt.

Weitere Bildquellen
– Wilde 20er Jahre: Bild 1: vintag.es/Pinterest.de, Bild 2: BBC Wales/twitter, Bild 3: Lordprice Collection/Alamy Stock Photo
– Filmstill: Gold Rush (1925): Pictorial Press Ltd /Alamy Stock Photo
– Filmstill: Four Horsemen (1921): Rex Ingram/archive.org
– Filmstill: Robin Hood (1922): Still aus Robin Hood
– Filmstill: Ben Hur (1925): Still aus Ben Hur