Maske & Make-Up

In der Stummfilmzeit erlebt das Kino einen rasanten technischen Fortschritt. Die Weiterentwicklung des Filmmaterials hat große Auswirkung auf die Ästhetik des Make-Ups.

Lichtempfindliche Schichten

Fotografie mit der orthochromatischen Emulsion (1909)

Bis Mitte der 1920er-Jahre wird für Kinofilme orthochromatischer Film genutzt. Dieses Material hat eine spezielle Eigenschaft: Es ist zwar empfindlich für blaues Licht, aber kaum für rotes.

Auf der Leinwand erscheint die Farbe Blau daher nahezu weiß, Rot dagegen fast schwarz. Hauttöne sehen so viel dunkler aus, als in der Realität; kleinste Unreinheiten treten überdeutlich hervor.

Grelles Make-Up

Um den Limitierungen des Materials zu begegnen, treten die Schauspieler:innen grell geschminkt vor die Kamera: mit gelben oder violetten Wangen und dunkelrot umrahmten Augen. Dabei wird mit Schminke nicht gespart.

Großaufnahmen entlarven allerdings das auffällige Make-Up. Bis dieses Problem gelöst ist, versuchen viele Filmschaffende, ohne Close-Ups auszukommen. Um trotzdem Emotionen zu vermitteln, übertreiben die Darsteller:innen ihre Mimik und Gestik. Auch deshalb wirkt ihr Spiel aus heutiger Sicht so „theatralisch“.

In Slapstickkomödien und fantastischen Filmen werden Schminke und Spiel dagegen absichtlich dick aufgetragen. Sie nutzen Übertreibung als Ausdrucksmittel.

Mit der Einführung von panchromatischem Filmmaterial, das Farben wirklichkeitsgetreuer abbildet, setzt sich ab Mitte der 1920er ein unauffälligeres Make-Up durch. Selbst Komiker:innen versuchen nun „alltäglich“ auszusehen.

Als einer der wenigen widersetzt sich Charlie Chaplin diesem Trend. Bis in die 1930er Jahre tritt er mit angeklebtem Schnurrbart und nachgezogenen Augenbrauen vor die Kamera.

Make-Up als Markenzeichen: Charlie Chaplin in The Gold Rush (Goldrausch USA 1925)

Bildquellen:
– Polarforscher: Tannatt David/Wikimedia Commons
– Farbtafel, Eastman Kodak Co. (1919): cosmeticsandskin.com
– Filmstill: Madame Dubarry, Ernst Lubitsch (1919): silentlondon/ufa
– Filmstill: Die Eisbahn (1916) gegenseitige Filme Produktion mit Charlie Chaplin als der Kellner und Eric Campbell: Pictorial Press Ltd/Alamy Stock Foto
– Filmstill: Still aus Nosferatu, Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Friedrich-Wilhlem-Murnau Stiftung, Wiesbaden
– Filmstill: The Gold Rush (1925): AF archive/Alamy Stock Foto